Lego für Teams – Interview zu LEGO® Serious Play® mit Matthias

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Mehr Leichtigkeit und Interaktion in Team-Workshops gewünscht? Da setzt die Methode LEGO® Serious Play® an und Trainer Matthias Renner erklärt was das ist und wie das funktioniert. Matthias ist IT Consultant, Geschäftsführer der Brickolution, Coach, Mediator, LEGO® Serious Play® Facilitator. 

Unterschied zwischen Lego und LEGO® Serious Play®

Madeleine: Matthias, schön dass Du da bist. Du bist ja ausgebildet in einer Methode, über die wir heute sprechen, nämlich LEGO® Serious Play®. Jetzt kennen ja vielleicht viele schon Lego. Aber was genau ist denn LEGO® Serious Play®?  Was macht man da?

Matthias: Wenn man mit Lego spielt, dann baut man Geschichten oder Modelle der realen Welt nach und bei LEGO® Serious Play® bauen wir Dinge, die nicht greifbar sind. Vielleicht so etwas wie Vertrauen. Oder vielleicht auch eine Strategie für das nächste Jahr. Die kann ich mit LEGO® Serious Play® so wunderbar erarbeiten. Das Ganze funktioniert so, dass eine Person durch den Workshop führt, der sogenannte Facilitator. Der stellt eine Frage an die Teilnehmenden im Raum. Und nun ist es nicht so wie in einem Meeting oder wie in einem Workshop, das eben sofort ungefähr 20 Prozent eine Idee haben oder eine Meinung haben und die dann kundtun und den anderen dadurch die Chance nehmen, sich in Ruhe Gedanken zu machen. Sondern es ist so, dass nachdem die Frage gestellt wird, jeder und jede Teilnehmende baut, ganz in Ruhe für sich Zeit hat, zu bauen, seine oder ihre Gedanken fließen zu lassen. Und nachdem jeder gebaut hat, wird die Geschichte geteilt. Also was sehen wir in den Modellen? Was stellt mein Modell denn jetzt letztendlich da?

Mit den Augen Zuhören

Madeleine: Jetzt kennen das ja viele nur zu gut. Als Scrum Master, als Moderatoren, als Führungskraft hat man so die Herausforderung, die Redeanteile ausgeglichen zu halten, so dass alle dabei sind im Meeting. Wie kann da LEGO® Serious Play® helfen?

Matthias: 20 Prozent nutzen ja im Normalfall 80 Prozent der Redezeit, nur um das zu erzählen, was sie schon immer erzählt haben, von dem man weiß, dass sie es immer erzählen, weil sie es wirklich jedes Mal tun. Und dadurch hört ja auch keiner mehr zu. Das Desaster dabei ist natürlich, dass wir auf der einen Seite Lösungen haben, hinter denen die Leute nicht stehen. Aber was noch viel, viel schlimmer ist: 80 Prozent der Leute im Raum werden nicht gehört, tragen nicht zur Lösung bei. Darauf verzichten wir ganz einfach in diesen Meetings, was für eine unglaubliche Menge an Ressourcen dadurch verloren geht. Ich finde das besonders schlimm wahrscheinlich deshalb, weil ich weiß, dass es eine Methode gibt, mit der funktioniert es eben anders. Aber das ist eben wie bei allem: Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt.

Madeleine: Was mir in Meetings auffällt und worüber ich auch mit vielen Führungskräften spreche, ist das Thema „Zuhören“. Es scheint ja irgendwie so, als hätten wir das verlernt. Oder es fällt uns sehr, sehr schwer, wirklich zuzuhören. In einem Gespräch mit dir hast du über LEGO® Serious Play® gesagt: Das ist wie „mit den Augen Zuhören“. Das fand ich faszinierend. Was meinst du damit?

Matthias: Wenn wir jemand anderem zuhören, haben wir immer eigene Bilder im Kopf. Das ist bei Lego nicht so. Ich kann das an einem Modell zeigen. Also dieses Modell, das zeigt „Vertrauen“. Da sieht man zwei Leute über einem Abgrund. Und der eine führt den anderen über diese Schlucht. Und er hat noch nicht mal einen Kopf, er sieht nicht, was da passiert, vertraut aber dieser anderen Person vollkommen. Und das finde ich so so wunderbar bei Lego hast du wirklich dieses Modell und kannst dieses blinde, vollkommene Vertrauen so eindeutig abbilden. Das macht es für mich so einzigartig.

Im Workshop darf kein Modell in Frage gestellt werden.

Madeleine: Ich hab dich ja bei einem digitalen Zoom in diese Methode kennengelernt. Und das bietet du ja auch in Form von Meetups an. Die verlinken wir hier auch. Da hab ich empfunden, dass die Methode ganz schnell ganz tief geht. Also im Sinne von tiefsinnig, ohne pathetisch zu sein. Und das ist ja auch eine Herausforderung in Workshops überhaupt so eine Atmosphäre von einer psychologischen Sicherheit zu schaffen, bei der das überhaupt möglich ist. Das fand ich und andere Teilnehmer faszinierend. Was fasziniert dich am meisten bei LEGO® Serious Play®?

Matthias: Es sind so viele Sachen, was mich an an LEGO® Serious Play® am meisten interessiert, fasziniert, berührt ist wirklich dieses gegenseitige Verständnis zu schaffen, weil das für mich die Basis ist. Jeder wird gehört, jeder und jede wird verstanden.  Daraus ergeben sich dann diese Offenheit, die, die du in den Workshops erfährst. Dadurch ergibt sich die die Sicherheit, weil er auch nichts in Frage gestellt werden kann oder in Frage gestellt werden darf. Dadurch hast du dieses gegenseitige Lernen. Dadurch hast du eine eine Energie in dem Raum, die nicht vergleichbar ist. Das macht es auf der anderen Seite natürlich auch wahnsinnig anstrengend. Da reicht es dann auch abends. Aber das kommt eben alles zusammen. Und das macht dann diesen großen Unterschied, den die Methode bewirken kann. Und wie gesagt, du kannst mit LEGO® Serious Play® tatsächlich Unternehmen verändern. Und das ist einfach beeindruckend.

LEGO® Serious Play® ist eine Methode für mutige Führungskräfte.

Madeleine: Manager, die Klötzchen bauen heißt ein Interview mit Dir im Business Punk. Das trifft ja quasi in die Wunde. Das Vorurteil: Spielen und Arbeiten in Chefetagen passe nicht zusammen. Kannst du mal ein wenig zu Stellung zu beziehen?

Matthias: Ich weiß, was du meinst, der Artikel von Insa Schniedermeier im Business Punk… Dürfen wir Manager spielen? Sollen wir Manager spielen? Sagen wir mal beim Spiel sind wir ja in einer anderen Realität. Wir verabschieden uns aus der eigentlichen Realität und tauchen ja vollkommen in das Spiel ein. Wenn wir spielen, sind wir in einem Flow und vergessen alles, was drumherum geschieht. Wir konzentrieren uns voll auf das Spiel.  So kann man auch Lösungen testen, Lösungen für Probleme, die in unserer normalen Realität unlösbar scheinenden, zu komplex erscheinen. Und das kannst du im Spiel wunderbar alles austesten, passiert ja nichts, ist ja nur ein Spiel. Aber dadurch kannst du Rückschlüsse ziehen, die du dann in die echte Realität wiederum zurücknehmen kannst. Das ist ein Vorteil. Und der andere Vorteile ist: Wenn man lernt, braucht man ungefähr 400 Wiederholungen, bis sich die die Synapsen richtig verfestigen. Im Spiel sind es irgendetwas zwischen zehn und 20 Wiederholungen. Mit Lego kommen Dinge auf den Tisch. Und wenn du die Modelle auf dem Tisch hast, dann kannst du sie nicht mehr unter den Teppich kehren. Bei dem Versuch ein zusammengebautes Modell unter einem Flokati zu kehren, bleibt immer eine Beule. Es geht einfach nicht mehr. Das heißt, ich würde sogar so weit gehen und sagen es braucht mutige Manager. Mutige Führungskräfte, die auch zulassen, dass die Dinge auf den Tisch kommen.

LEGO® Serious Play® für selbstorganisierte Teams

Madeleine: Du hast ja auch einen Hintergrund in der IT. Da müssen sich ja mehr und mehr Teams auch selbst organisieren. Da gibt es ja nicht mehr die klassische Führungskraft. Ein großes Thema ist ja das Thema Entscheidungsfindung in Teams. Wenn es keinen Manager mehr gibt, der entscheidet. Wie kann LSP da unterstützen?

Matthias: Wenn das jetzt Entscheidungsfindung wäre als Frage, dann könnte man mit einem Team bauen, was denn für die einzelnen Personen, die in dem Workshop teilnehmen, also in dem Fall wären es typischerweise alle aus dem Team, was für die denn wichtig. Was für die, die wichtigste Komponente ist, um Entscheidungen fällen zu können. Und wenn ich das habe, wenn ich dieses Ergebnisse auf dem Tisch habe, dann würde ich sie anordnen, in Form einer Landschaft. Das heißt durch die Nähe und die Distanz trifft man wiederum eine Aussage, was für das ganze Team wichtig ist. Und so hat das gesamte Team einen Überblick darüber, was für alle wichtig ist für jeden Einzelnen, aber auch für das Team.

Von Individuellen Modellen zu Landschaften – der Prozess am Beispiel Entscheidungsfindung

Madeleine: Da sprichst du ja auch schon diesen Prozess ganz konkret an. Und du hast uns ja auch was mitgebracht. Jetzt ist wohl der Zeitpunkt, da mal ein bisschen drüber zu gehen und uns anzuschauen, wie das funktioniert von individuellen Modellen zu Landschaften zu kommen. Jetzt sehen wir ja schon sehr schön, wie du arbeitest. Wenn du mal ein bisschen erzählen kannst, was genau können wir hier sehen?

Matthias: Das ist schon zu einem etwas fortgeschrittenen Zeitpunkt in dem in einem Workshop gewesen. Aber es ging ja um Entscheidungsfindung. Was ist für das Team wichtig bei Entscheidungen, um Entscheidungen treffen zu können? Und wir fangen in einem Workshop er immer mit dem individuellen Modelle an, das heißt, das Wissen von jedem Einzelnen aus dem Kopf und auf einen Tisch zu bekommen. Modelle wie Transparenz ist wichtig, dass die Informationen fließen, dass jede jeder zum selben Zeitpunkt alle Informationen zur Verfügung hat. Auf Augenhöhe zu arbeiten war für das Team ebenfalls wichtig. Zum einen sieht man diese Diversität, die sind alle ganz unterschiedliche, auch ganz bewusst, aber trotzdem alle auf Augenhöhe, auch wenn sie weiter voneinander entfernt sind. Das ist die Fehlerkultur. Also man darf Fehler machen. Man wird nicht gehängt, und das ist dann eben so ein Häkchen. Und der Prozess ist so, in dem in dem Workshop, das wie gesagt, erst mal alle Ihr Wissen bauen und die ihre Modelle bauen. Und im nächsten Schritt wird eine sogenannte Landschaft erstellt, das heißt, durch die Nähe und Distanz wird hier noch mal gezeigt, was wichtig ist, also die Transparenz, die Informationen. Und das war das war grundlegend. Also will ich Entscheidungen treffen muss, dann brauche ich möglichst alle Informationen, natürlich. Aber die zeitliche. Übersehbar, dass ich, dass ich einen zeitlichen Horizont habe. Das war nicht ganz so wichtig. Wichtig sonst wäre es nicht auf den Tisch, aber nicht ganz so wichtig wie die Transparenz. Und so ordnen dann die teilnehmenden nach und nach ihre Modelle an, und das Ganze passiert so, dass das letztendlich eine Art, eine Art aushandeln ist, was da stattfindet.

Im Aushandlungsprozess darf nur das eigene Modell angefasst werden.

Madeleine: Das heißt, es wird sich geeinigt über die Reihenfolge. Die wird nicht von einem bestimmt.

Matthias: Genau. Die Reihenfolge wird nicht von einem festgelegt, und die wird wirklich miteinander erarbeitet. Das wir dadurch sichergestellt, dass ich nur mein eigenes Modell bewegen darf und nicht die Modelle der anderen. Weil in dem Moment, in dem ich ein Modell von einer anderen Person bewege, dann ist das ein Stück weit schon übergriffig. Das sind ja deren Ideen, deren Meinungen, deren Vorstellungen. Hier sehen wir jetzt mehr oder weniger eine Sequenz, das können aber auch mal Cluster sein, ein Kreis, je nach Fragestellung, je nach Team unterschiedlich.

Madeleine: Aber die Phasen bleiben gleich?

Matthias: Die Phasen bleiben gleich.

Madeleine: Und ist das dann auch das Ende von einem solchen Workshop?

Matthias: Das ist meistens eine Zwischenstufe. Wenn es natürlich die Frage ist, was brauchen wir denn als Entscheidungsfindung? Dann wird man sagen an der Stelle ist der Workshop zu Ende. Wenn man so eine Landschaft erstellt hat, ist die zu dokumentieren. Und das macht man bei LEGO® Serious Play® am liebsten und am besten mit einem Video. Nur die Landschaft wird gefilmt. Und dann siehst du, wie eine Person spricht und dann immer die Modelle berührt und zeigt, was man in diesem Modell sieht. Und wenn man sich überlegt ich habe ein Workshop, da sind sieben Leute drin. Und dann hast du nachher mindestens sieben verschiedene Geschichten, was drin beschlossen wurde, was passiert ist. Und das ist hier anders, weil zum Einen hast du ja dieses Aushandeln. Und um zu Zweiten wird danach geübt, diese Geschichte zu erzählen, was ja auch wichtig ist, dass alle das verstehen und genau das Gleiche Verständnis haben. Und dass auch alle wirklich damit zufrieden sind.

Grenzen von LSP

Madeleine: Super, vielen herzlichen Dank, dass Du uns das mitgebracht hast und jetzt auch gezeigt hast lass uns doch noch ein bisschen weiter sprechen. Wo siehst Du Grenzen von LEGO® Serious Play®?  Sachen, die man nicht so gut umsetzen kann mit LSP?

Matthias: So ganz sicher ist LSP nicht dienlich, bei einer Fragestellung, bei der schon sicher ist, was die Antwort sein soll. Ja, das gibt es ja manchmal. Also ich bräuchte einen Workshop, und das muss dabei rauskommen. Dann aber nicht mit LSP. Dann habe ich viel zu viele Optionen auf dem Tisch. Im Grunde eignet sich LEGO® Serious Play® für wirklich komplexe Fragestellungen, bei der ich einen Überblick über die gesamte Situation brauche, bei der es mir wichtig ist, dass ich die Ideen, die Meinungen, die vielleicht die Gefühle und die Ansichten von allen Teilnehmenden aus dem Kopf auf den Tisch bekommen, das ist perfekt dafür.

In einer idealen Welt werden mehr Grenzen im Spiel überschritten.

Madeleine: Wenn du dir etwas wünschen könntest von Unternehmen, Organisationen, Führungskräften, Teams im Hinblick auf spielen und im Hinblick auf Lego serious Play. Was wäre das?

Matthias: In einer idealen Welt? Wenn ich mir die so gestalten können sie mit meinen Wünschen Visa für mich perfekt wäre, wie es für mich ideal wäre, dann würde ich mir wünschen, dass Firmen viel, viel mehr spielen, das Ihre Mitarbeiter viel mehr einbeziehen. Dass ihre Mitarbeiter noch viel mehr das Gefühl von Selbstwirksamkeit haben und überschreiten sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern Grenzen im Spiel kommen Sie in einen Flow und finden Sie ganz andere Arten, ihre Probleme zu lösen, ihre Fragestellungen zu lösen. Ganz einfach und ganz spielerisch und machen sie komplexe Dinge einfach. Das finde ich.

Madeleine: Ein tolles Abschusswort. Vielen herzlichen Dank, dass Du hier warst, Matthias.

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